Geschafft! :-)

Es gibt Dinge, die passen so gar nicht zusammen: Vanilleeis und Senf, Miniröcke und Schnee, Natrium und Wasser - naja, und eben Aurora und Nadeln. Das geht gar nicht, denn ich bin ein kleiner Feigling mit einer ausgeprägten Phobie vor Nadeln, Spritzen und allem, was dazu gehört. Das war schon immer so, und es hat sich auch bis heute nicht geändert, davon kann jeder Arzt, der schon mit mir zu tun hatte ein Lied singen!

Entsprechend glücklich und wahnsinnig stolz war ich, als ich mich vor ca. 4 Jahren überwunden und getraut habe, mir ein Piercing stechen zu lassen. Es war für mich DIE Mutprobe überhaupt, und daß ich es gemacht habe, hat viele Monate überlegen und langsames Herantasten an den Gedanken erfordert. Natürlich habe ich mich auch nicht alleine in die Höhle des Löwen getraut, auch wenn dieser Piercer der netteste "Löwe" ist, den man sich nur vorstellen kann, deshalb begleitete mein Herr mich, hielt mein Händchen und machte mir Mut.

Und dann war es auch noch gleich ein Intimpiercing! Doppelt schwierig!!

Aber ich bin eben manchmal ein wenig bekloppt, und so fand ich mich eines schönen Tages auf dieser Liege wieder und ließ mir tatsächlich diese dicke Nadel durch die Haut rammen.

Als Das Piercing dann fertig war, war ich wahnsinnig glücklich und stolz, ebenso wie mein Herr, der tapfer darüber hinwegsah, daß ich ihm vor Angst und auch vor Schmerz (laßt euch NIE von jemandem einreden, es würde nicht weh tun!!! wer das sagt, lügt! ich war so dumm und bin drauf reingefallen.... ) fast die Hand gebrochen hätte im Augenblick des Stechens.

Ich war glücklich und hätte das Piercing nie wieder hergegeben. Doch nach ca. 2 Jahren, kurz nachdem ich neuen Schmuck dafür bekommen hatte, entzündete sich auf einmal die Haut rundherum.

Heute weiß ich, daß es keine Reaktion auf den neuen Schmuck war, aber damals ging ich davon aus. Also nahm ich ihn heraus, um die Haut, zwei, drei Tage heilen zu lassen, bevor ich wieder den alten Ring einsetzen wollte.

Tja, die Piercing-Erfahrenen unter Euch wissen sicher, was jetzt kommt:

Als ich nach drei Tagen den Ring wieder einsetzen wollte, war da leider weit und breit kein Loch mehr zu sehen, denn das war längst zugewachsen. Ich hatte nicht gewußt, daß das an dieser Stelle derart schnell geht, und konnte mich nur sehr schweren Herzens damit abfinden.

Vom ersten Moment an stand für mich dann fest, daß ich das Piercing zurück haben will. Ich hatte es heiß und innig geliebt, und auch mein Herr sah es sehr gerne an mir.... Das wäre ja auch kein Thema gewesen, wenn da nicht das Stechen wäre, vor dem ich diesmal noch mehr Angst hatte, denn jetzt wußte ich ja, wie weh es tun würde. Gut, der Schmerz dauert nur Sekunden, danach ist alles wieder super, aber für einen Angsthasen wie mich reicht das völlig!

Tja, es hat verdammt lange gedauert, fast zwei Jahre, aber vor eineinhalb Wochen war es dann endlich soweit: ich war wieder beim Piercer meines Vertrauens, diesmal ohne meinen Herrn (dafür in anderer Begleitung, dann nein, ich bin seit damals kein Stück mutiger geworden! *g*) und auch ohne sein Wissen. Es sollte eine Überraschung sein. Daß er sich freuen würde, da konnte ich ja sicher sein, denn er hatte das Piercing immer sehr gemocht, ich mußte also nicht befürchten, ihn mit dieser einsamen Entscheidung zu verärgern.

Daß es so lange gedauert hat hatte viele Gründe. Mal fehlte die Zeit, mal das Geld, mal der Mut, dann war es wieder Frühjahr und somit kurz vor der Badesaison - wer will da schon 8 Wochen nicht ins Wasser dürfen? Und die meiste Zeit über war ich auch einfach viel zu krank um mir so etwas zumuten zu können, denn leider muß ich auf solche Faktoren auch achten. Mein Körper zwingt mich da zu großen Rücksichtnahmen, ich kann meinen Dickkopf nicht immer so durchsetzen, wie ich gerne würde, denn sonst führt das zu sehr unschönen Folgen....

Also mußte ich zwei Jahre lang Geduld aufbringen, bis ich es endlich neu stechen lassen konnte.

Letzte Woche hat es nun mein Herr entdeckt, dem ich auch nach dem Termin nichts davon erzählt hatte. Er hat es im passenden Moment "gefunden", und seine großen, total erstaunten Augen und das strahlende Lächeln, daß sich dann über sein Gesicht ausbreitete waren die beste Belohnung dafür, daß ich meine Angst noch einmal überwunden habe! :-)

Er findet es ebenso hübsch wie ich und war sogar ein wenig stolz auf mich, glaube ich - das größtmögliche Kompliment in meinen Augen!

Und so kam es, daß ich jetzt endlich wieder gepierced bin und sagen kann: "Geschafft!!!!!".

P.S.: Vielen Dank nochmal an einen ganz besonders lieben Freund, der wußte, wieviel Angst ich davor habe und der angeboten hatte, mich zu dem Termin zu begleiten! Darüber habe ich mich sehr gefreut, auch wenn es sich dann doch anders ergeben hat.