Diesen Blog....

....möchte ich meinem Herrn widmen. Erst durch ihn sind all die Geschichten, die ihr hier lesen könnt, entstanden. Mein Herr, ich danke Dir für ein wunderschönes erstes halbes Jahr und bin sehr froh, Dich gefunden zu haben!

10.11.2006

Wunsch und Wirklichkeit

Und da war es wieder, dieses angenehme Kribbeln, die Vorfreude, die Ungewißheit, was er wohl heute mit ihr vorhatte. Ein herrliches Gefühl, die Kontrolle verlieren, alle Verantwortung abgeben und sich ganz ihm überlassen dürfen.
Schon bei den letzten Treffen war es so gewesen und sie hatte es genossen, hatte eine Lust entdeckt, die sie in dieser Stärke selbst überrascht hatte.

Diesmal war der Anfang schon vertraut. Hinknien, den Blick gesenkt, warten, die Momente bewusst erleben bis seine Stimme ihr endlich sagte, was sie zu tun hatte.
Doch er schwieg. Lange. Zu lange.
Irgendetwas war anders, nicht wie sonst.

Sie begann zu überlegen. Machte sie etwas falsch? Aber was sollte das sein? Ihre Haltung stimmte, sie hatte auch nicht den Kopf gehoben, nichts getan, was sie nicht durfte. Also worauf wartete er?

Die Zeit verging weiter. Er beachtete sie nicht.
Nach einer ganzen Zeit stand er auf, ging an ihr vorbei als sei sie nicht da.

Ihre Unsicherheit stieg. Was sollte das? Was hatte er nur auf einmal? Sonst war zwischen ihnen doch nie diese Spannung gewesen….
Sie hob vorsichtig den Kopf, wollte sehen, wo er war, was er tat, wollte verstehen, was er von ihr erwartete.
Doch noch bevor sie es richtig begriff, spürte sie schon seine Hand im Nacken, die ihren Kopf energisch wieder nach unten drückte.

„Habe ich dir erlaubt, dich umzusehen?“

Was war denn nun los? Was hatte er denn? Wieso lag so viel Kälte in seiner Stimme? Nur wegen dieser Kleinigkeit?

Sie stöhnte, als sich der Druck in ihrem Nacken verstärkte.

„Ich habe dich etwas gefragt!“
„Nein, hast du nicht, entschuldige.“

Wieder wurde der Griff etwas fester.

„Wie bitte??“
„Nein, Herr, du hast es nicht erlaubt, es tut mir leid, entschuldige bitte.“
„Na bitte, es geht doch.“

Die Hand zog sich zurück.

Wieder Schweigen. Wieder Stille. Wieder Warten.

Ihre Gedanken rasten.
Inzwischen hatte sie sich daran gewöhnt, ständig in irgendein Fettnäpfchen zu treten, sich durch ihre Art immer wieder seinen Ärger zuzuziehen. Aber diesmal? Was hatte sie getan? Eben, draußen, bei ihrer Begrüßung war doch alles noch normal gewesen. Seine Augen, wach, interessiert, aufmerksam wie immer – aber die Härte, die sie jetzt spürte hatte sie darin nicht gesehen….
Doch bevor sie weiter nachdenken konnte, spürte sie plötzlich die Spitze der Gerte an ihrer Seite entlangfahren.
Berührungen, wie zu Beginn ihrer ersten Session…. Er ließ sich Zeit, streichelte, kitzelte sie, schien ihren Körper mit der Gerte zu erkunden.

Nach einer Weile ließ er sie aufstehen, näherte sich ihr. Sie spürte seine Wärme, genoß seine Nähe. Dann plötzlich seine Hände auf ihrem Rücken, sanftes Streicheln, zärtlich, beruhigend. Die aufsteigende Erregung, als seine Finger immer höher wanderten, sich ihrem Nacken, ihren Schultern näherten….
Ja, er wusste genau, wie sehr sie das liebte!
Sie sog jedes bißchen dieses wunderbaren Gefühls in sich auf, schloß genießerisch die Augen – und zuckte Sekunden später zusammen, als sie völlig ohne Vorwarnung einen Schlag mit der flachen Hand auf ihrem Po brennen fühlte.
Sie fuhr zusammen, riß die Augen auf, wusste nicht, wie sie das nun wieder deuten sollte. Hatte es sich nicht eben noch angefühlt, als sei wieder alles in Ordnung? Hatte sie sich nicht gerade wieder darauf eingestellt, den Abend zu genießen, wie die vorherigen Abende mit ihm? Schien es nicht vor einem Augenblick noch so, als sei seine seltsame schlechte Stimmung genauso schnell verflogen, wie sie gekommen war?
Und jetzt diese kalte Dusche….

In ihrer Verwirrung plötzlich seine Stimme, ruhig, gelassen:
„Habe ich dir erlaubt, die Augen zu schließen?“
„Nein.“

Patsch, der nächste Schlag.

„Nein, Herr!“

Im Spiegel sah sie, wie ein kleines Lächeln seine Lippen umspielte als er antwortete:
„Warum nicht gleich so?“


In diesem Moment begann sie zu verstehen. Endlich begriff sie! Endlich wurde ihr klar, weshalb er sich so verhielt!
Natürlich! Sie selbst hatte es doch so gewollt! Sie selbst hatte ihn doch immer wieder gebeten, strenger mit ihr zu sein, sie mehr an ihre Rolle zu binden….
Und dann diese dumme Mail vor ein paar Tagen…. Sie hatte ihn necken wollen, ihn angestachelt. Doch was sie spielerisch gemeint hatte, war bei ihm ganz anders angekommen. Das Lachen, was in ihren Worten gelegen hatte, schien ihn verletzt zu haben. Ihre kleinen Frechheiten, die er sonst doch so mochte, schien er diesmal sehr ernst genommen zu haben.

Und nun bekam sie, worum sie ja förmlich gebettelt hatte….


Als sie das einmal verstanden hatte, begann sie sich darauf einzustellen. Sie konzentrierte sich, wusste, er würde ihr heute nicht den kleinsten Fehler durchgehen lassen, nicht die kleinste Unaufmerksamkeit oder gar Frechheit.
Oh ja, er würde ihr zeigen, wie sich Strenge anfühlen konnte, das war ihr schon jetzt klar.

Und sie behielt Recht.
Zwar blieb seine Stimme ruhig und gelassen wie immer, doch heute gab es keine indirekten Aufforderungen etwas zu tun, wie sie das sonst schon von ihm kannte. Jeder Befehl kam klar und deutlich, keinen Widerspruch duldend. Und er klang kühler, distanzierter als sonst. Die Wärme in seiner Stimme, die Fürsorge, sie sonst in jedem seiner Worte mitschwang und ihr immer wieder ein Gefühl von Sicherheit vermittelte, fehlte fast völlig.
Jeden Fehler von ihr bemerkte er. Jedes Zögern wurde registriert und entweder mit Worten oder einem entsprechenden Blick geahndet. Immer wieder während des ganzen Abends traf sie seine Hand oder sein Lieblingsgerät, die Peitsche, weil sie etwas nicht korrekt genug ausführte, nicht schnell genug reagierte, sich eine abwehrende Bewegung oder einen kleinen, bissigen Kommentar mal wieder nicht hatte verkneifen können….
Nein, es waren keine schlimmen, extrem schmerzhaften Schläge. Aber sie genügten um ihre Aufmerksamkeit immer weiter zu steigern, ihre innere Anspannung höher zu treiben und ihr ständig wieder klar zu machen, was sie war: seine Sklavin.

Auch im Ablauf des Abends spiegelte sich das klar wieder.
Er peitschte ihr Lust an, nur um sie dann unbefriedigt zu lassen.
Er setzte einige der Strafen aus ihrem – leider sehr umfangreichen – Strafbuch um, aber diesmal ohne sie danach zärtlich zu streicheln und von dem Brennen auf ihrer Haut abzulenken.
Er zwang sie immer und immer wieder dazu, in anzusehen, besonders in den Momenten, in denen sie sich instinktiv am liebsten in die Dunkelheit zurückgezogen und ihre Augen geschlossen hätte. Sogar im Spiegel musste sie sich selbst dabei beobachten, wie sie gehorchte, demütig vor ihm kniete – wie groß ihr Widerwille dagegen war, wusste er. Er kannte sie längst gut genug um zu wissen, daß sie dem Spiegel sonst immer bewusst ausgewichen war. Auch daß sie die geschlossenen Augen brauchte um aus sich selbst Kraft, Ruhe und Konzentration zu schöpfen, war ihm klar. Doch er blieb eisern, ließ nicht mit sich reden.


„Nimm dir doch einfach, wonach dir ist!“, hatte sie immer wieder zu ihm gesagt. Und an diesem Abend tat er es.
Sie hatte benutzt werden wollen, nun erfüllte er ihr diesen Wunsch.
Er tat, wonach ihm gerade war, dehnte sie, ohne dabei immer wieder ihre Lust durch sanfte, begütigende Berührungen zu steigern und sie so das Ziehen und den Schmerz besser ertragen zu lassen.
Nein, er ging nicht über ihre Schmerzgrenzen hinaus, nutze die Situation nicht aus – so war er nicht. Nie würde er ihr so etwas antun, das wusste sie genau. Doch heute tat er auch nichts um es ihr leichter zu machen….

Und dieses Muster zog sich durch alles, was er an diesem Abend noch tat. Egal worum es ging: er machte es ihr nicht absichtlich schwer, tat aber auch nichts, um ihr entgegen zu kommen, ihr eine Situation einfacher zu gestalten.
Ihre Bedürfnisse, ihre Lust waren völlig belanglos. – War es nicht das gewesen, was sie immer wieder erbeten hatte? Hatte sie ihn nicht immer wieder aufgefordert, genau so zu sein? – Nun, heute kam er dieser Bitte umfassend nach.


Später, als das Spiel zu Ende war, sie auf dem Bett lag, wartete, sich danach sehnte, wieder von ihm in den Arm genommen zu werden, so wie es beim letzten Mal danach gewesen war, als sie merkte, daß er das heute nicht tat, sondern still neben ihr lag, ruhig in der Dunkelheit atmete, fand sie die Ruhe, über den Abend nachzudenken.

Ja, sie hatte sich mehr Konsequenz von ihm gewünscht. Ja, sie wollte, daß er sie stärker dominierte, ihr weniger durchgehen ließ. Und ja, sie hatte sich danach gesehnt, von ihm benutzt zu werden.

Aber war es das gewesen, was sie sich vorgestellt hatte? Und wenn ja, wieso war sie dann jetzt so unzufrieden? Wieso fühlte sich alles so falsch an?


Sie lag lange so wach und dachte nach, gestand sich ein, daß sie es sich zu leicht gemacht, zu einseitig gedacht hatte. Es war eben nicht alles schwarz oder weiß, knallhart oder völlig inkonsequent…. Und was hatte sie eigentlich wirklich zu bemängeln gehabt? War sie nicht immer auf ihre Kosten gekommen? Hätte sich alles andere nicht erst langsam entwickeln müssen?
Hatte sie – mal wieder! – zu schnell zu viel gewollt und war dabei klar am Ziel vorbeigeschossen?


Sie war so in ihre Gedanken versunken, daß sie unwillkürlich zusammenzuckte, als sich plötzlich sein Arm zärtlich um sie legte.

„Na, hast du etwas daraus gelernt?“

Da war sie wieder! All die Zärtlichkeit, die Wärme, die seiner Stimme heute Abend gefehlt hatte war auf einmal wieder da.

Sie schmiegte sich fest an ihn, genoß seine Wärme und das Gefühl, das endlich wieder alles so war, wie es sein musste, bevor sie leise antwortete:
„Ja, ich denke, das habe ich.“

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